Der Vorsitzende der DITIB- Gemeinde in Göttingen (Niedersachsen), Mustafa Keskin soll Hass auf Juden und gegen Armenier verbreitet haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe trat er nun zurück.
Nach Angaben des NDR distanziert sich die DITIB von ihrem Funktionär. „Keine der Postings und Meinungen des besagten Vorsitzenden kann auch nur ansatzweise eine Haltung wiedergeben, die bei einem DITIB-Funktionär Duldung finden könnte“, sagte der Abteilungsleiter im Bundesverband, Zekeriya Altuğ.
DITIB ist eine Abkürzung für „Diyanet İşleri Türk İslam Birliği“, auf Deutsch: „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“. Der größte islamische Dachverband bundesweit hat seinen Sitz in Köln und umfasst rund 900 Moscheegemeinden. Das Ziel von DITIB ist es nach eigenen Angaben, Muslimen einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Neben Gemeindezentren organisiert der Verein Bildungs-, Sport- und Kulturangebote. Immer wieder wird allerdings kritisiert, dass die DITIB der türkischen Religionsbehörde unterstehe und eine zu große Nähe zum türkischen Staat und der regierenden AKP von Präsident Erdogan habe.
Keskin selbst wies die Vorwürfe gegen ihn zurück und kündigte juristische Schritte an. Die Liste der Hasspostings ist lang, wie die Welt berichtet.
Zum Papst Attentäter Mehmet Ali Agca stellte er einen positiven Bezug her. Agca hatte Papst Johannes Paul II. 1981 bei einem Attentat schwer verletzt.
Weil Franziskus den Völkermord an den Armeniern als historische Realität anerkenne, müsse sich dieser nicht wundern, wenn man ihm in den Kopf schießt, heißt es in dem Beitrag sinngemäß, der wie die weiteren Beiträge auf Türkisch veröffentlicht wurde.
Bereits im Mai 2015 beschimpfte Keskin Armenier als „armenische Bastardhunde“. Er verbreitete ein Foto eines israelischen Soldaten, vor dem ein Kind mit einer erhobenen Hand steht. Dazu kommentierte er:
„Er bäumt sich vor dem jüdischen Hund auf, sagt: Dein Zionismus wird sich wundern, wenn ich eine osmanische Ohrfeige niederschmettern lasse“.
Der DITIB Funktionär Keskin bezeichnete Donald Trump als „alte Marionette“, Joe Biden als „neue Marionette“. Der Investmentbanker Jacob Rothschild ist seiner Meinung nach der Puppenspieler.
Die Familie Rothschild fungiert in antisemitischen Verschwörungsmythen als Platzhalter für „die Juden“, die als mächtig und die Weltpolitik beherrschend halluziniert werden.
Israelische Soldaten soll Keskin als „jüdische Hunde“ bezeichnet haben.
Einige seiner Posts suggerierten, dass Juden und Israelis gezielt Kinder töten würden. Außerdem habe er mehrfach das Erkennungszeichen der islamistischen Muslimbruderschaft verwendet.
Die DITIB-Jugend hatte einen Antrag auf Vollmitgliedschaft im niedersächsischen Landesjugendring gestellt. Die sozialistische Jugendorganisation „Die Falken“ recherchierte daraufhin in den sozialen Netzwerken und stieß auf Keskins Postings.
Die Falken entdeckten zudem auf den Facebook-Profilen von aktuellen und ehemaligen Vorstandsmitgliedern der Ditib-Jugend Symbole der türkisch-rechtsextremen Grauen Wölfe sowie israelbezogenen Antisemitismus.
2019 unterzeichnete die Stadt Göttingen eine gemeinsame Erklärung, die auch Mustafa Keskin unterschrieben hat.
Darin heißt es: „Bei uns haben Verunglimpfungen keinen Platz. Wir verstehen Vielfalt als Chance und plädieren für einen achtsamen und offenen Umgang in der gesellschaftlichen Debatte um religiöse und kulturelle Pluralität.“
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