Seit Dienstag kommt es auf Lesbos zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen wütenden Bürgern, die sich gegen den Bau eines neuen Migrantenlagers stellen, und Polizisten. Die Regierung hält trotz der Proteste an ihren Plänen fest und reagierte mit stärkerer Polizeipräsenz vor Ort. Nun eskalierte die Lage total. Hunderte, in der Spitze sogar bis zu 2.000 wutentbrannte Demonstranten griffen dort eine Militäranlage an, in der Polizisten zum Schutz des Baus untergebracht sind. Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA berichtet, hatten sich die Menschen nach Demonstrationen vor dem Lager versammelt. Die Menschenmenge wurde immer größer, und laut Polizeiangaben befanden sich in der Spitze gegen 20:00 Uhr rund 2.000 zusammen. Es kam zu Angriffen, Gegenstände und Steine flogen, sogar das Tor der Anlage wurde gestürmt, und einigen Demonstranten gelang es, das Lager zu betreten. Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei MAT, die auf die Insel entsandt wurden, reagierten mit dem Einsatz von Pfefferspray, Blendgranaten und Wasserwerfern. Die Angreifer wollen den Bau eines geschlossenen Aufnahmelagers für Migranten verhindern. Auch auf den benachbarten Inseln Chios und Samos kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Einwohnern. Dort sowie auf Kos und Leros soll ebenfalls ein neues Auffanglager entstehen. Zehntausende Migranten harren teilweise unter prekären Lebensbedingungen auf den Inseln aus. Die Griechenland Zeitung schreibt dazu: Für diesen Zweck wurden Grundstücke und Gebäude beschlagnahmt. Währenddessen beteiligen sich viele Einheimische und lokale Politiker an dem von der Region Nordägäis erklärten Generalstreik. Sie lehnen die Pläne der Regierung für die neuen Lager ab und fordern, dass die Migranten und Asylsuchenden auf das griechische Festland gebracht werden. Seit Tagen versuchen Einheimische, die Bauarbeiten zu blockieren, und protestieren zahlreich gegen die neuen Lager. Bei gewaltsamen Zusammenstößen wurden Dutzende Menschen verletzt. Angesichts der massiven Gegenreaktionen gab die von der Nea Dimokratia geführte griechische Regierung bekannt, die MAT-Truppen wieder abzuziehen. Man wolle nun mit den Inselvertretern in den Dialog treten, um eine Lösung zu finden. Allein 2019 sollen rund 60.000 Migranten und Flüchtlinge auf die griechischen Inseln geströmt sein. Das sind fast doppelt so viele wie 2018. Von rund 75.000 im Jahr 2019 neu angekommenen Migranten und Flüchtlingen kamen mehr als 59.000 über das Ägäische Meer, die allermeisten davon landeten in Lesbos.
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