Istanbul: Erdogan will Umwandlung – Hagia Sohia soll Moschee werden

Erdogan bezeichnet es als „großen Fehler“, den einstigen religiösen Mittelpunkt orthodoxer Christen, für alle Religionen zu nutzen.

Ob die Hagia Sophia in eine Moschee umgewandelt werden darf, darüber entscheidet das oberste Verwaltungsgericht in der Türkei in 15 Tagen. Die Basilika wird als Museum genutzt und steht allen Besuchern offen. Wie N-TV berichtet erwarten Kritiker ein „politisches Urteil“ und sehen ein „Wiederaufleben von Nationalismus und religiösem Fanatismus“.

Die Hagia Sophia ist fast 1500 Jahre alt und Weltkulturerbe. Im  Juni hatte Erdogan erklärt, über den Status als Weltkulturerbe solle das oberste Verwaltungsgericht entscheiden. „Nach dem Urteil werden die notwendigen Schritte unternommen“.

Seit Erdogans Amtsantritt im Jahre 2002, gab es immer wieder Bestrebungen der islamisch konservativen Regierung, das einstige christliche Gotteshaus als Moschee zu nutzen.

Nach der blutigen Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen  im Jahre 1453 wurde die Basilika in eine Moschee umgewandelt. Später wurde das Bauwerk noch um 4 Minarette ergänzt. Eine zentrale Reform der modernen Republik unter Mustafa Kemal Atatürk war die Umrüstung in ein Museum.

Mehrere westliche Staaten sowie die säkulare türkische Opposition lehnen die Umwidmung in eine Moschee entschieden ab. US-Außenminister Mike Pompeo sagte am vergangenen Mittwoch,

die Hagia Sophia sei ein „Symbol der Verpflichtung“ Ankaras „zum Respekt gegenüber den Glaubenstraditionen und der diversen Geschichte“ der türkischen Republik. Die Regierung müsse sicherstellen, dass die Hagia Sophia „offen für alle“ bleibe.

Die griechische Kulturministerin Linda Mendoni bezeichnete in einem Brief an die UNESCO die Pläne der türkischen Regierung als

„Wiederaufleben von Nationalismus und religiösem Fanatismus“.

Der Berliner Kurier schreibt:

Rund 900 Jahre lang war die „Heilige Weisheit“ das größte christliche Gotteshaus der Welt, Krönungskirche des byzantinischen Kaiserreichs. 1453 mit der Erstürmung der oströmischen Hauptstadt durch die Osmanen unter Sultan Mehmet II. dem Eroberer fand das ein Ende, aus Konstantinopel wurde Istanbul und die Kirche zur Moschee.

1934 endete die Zeit des Bauwerks als Moschee. Mustafa Kemal Atatürk, Begründer der Republik Türkei, setzte durch, dass die Hagia Sophia zum Museum wurde. Überdeckte christliche Mosaike und Wandmalereien, so sie nicht zerstört worden waren, wurden von Übermalungen und Putz befreit – jetzt sieht man Christus als Weltenherrscher neben gewaltigen arabischen Kalligrafien und muslimischen Einbauten, die an die Verwendung als Moschee erinnern. 2019 zählte man 3,7 Millionen Besucher in der Hagia Sophia, die so das meistbesuchte Museum der Türkei war.