Wird Camp Kara Tepe zur nächsten hausgemachten Flüchtlingstragödie?
Es scheint so, als bräuchte Deutschland nicht nur ein Sommermärchen, sondern auch eines zu Weihnachten. Im Sommer 2006 war das noch die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land („Die Welt zu Gast bei Freunden“), neun Jahre später werden Teddybärchen geworfen, reihenweise Turnhallen umgebaut und ganze Gemeindekassen bis zur kompletten Entleerung geschröpft. Die Flüchtlinge sind da und was sie bringen ist wertvoller als Gold. Deutschland ist im Refugee-Fieber – was wir tatsächlich an Bereicherung und Vielfalt davon haben, wissen viele bis heute nicht. Nun fehlt bei all dieser Traumtänzerei noch ein echtes Weihnachtsmärchen und ein Flüchtlingslager auf Lesbos schickt sich an, genau diese Lücke zu füllen: Kara Tepe, wo die Zustände angeblich noch schlimmer sein sollen, als in Moria. Wir erinnern uns: Dort hatten Flüchtlinge im Spätsommer für einen Großbrand gesorgt, wodurch 13.000 Menschen obdachlos wurden und das flammende Inferno eine ganze Kette an ähnlichen Vorfällen nach sich zog. Auf der Insel Lesbos mit gerade mal 86.000 Einwohnern herrschte tagelanger Ausnahmezustand. Nun also Kara Tepe, wo Tiere angeblich mehr Rechte haben als Menschen. „Kara Tepe ist schlimmer als die Hölle von Moria!“, titelte die RP Online und drückte an den Feiertagen mächtig auf die Tränendrüse. Ein harter Winter stünde bevor, Wasser läuft in die Zelte, die medizinische Versorgung sei schlecht und genügend Feuerlöscher gäbe es auch nicht. Von den deutschen Obdachlosen, die im Winter weder ein noch aus wissen, wie immer kein Wort. Wie die Griechen auf Lesbos mit dieser schier endlosen Dauerbelastung umgehen, ebenfalls nicht. Rund 7.500 Menschen befinden sich derzeit im Lager Kara Tepe, die meisten davon sind aus Afghanistan oder Syrien. „Man hat bei Moria immer gesagt: Schlimmer geht es nicht! Kara Tepe ist klar die Steigerung“, so die WDR-Journalistin Isabel Schayani medienwirksam. Wirklich furchtbar: Ein dreijähriges Mädchen wurde unlängst vergewaltigt, sie wurde blutend und bewusstlos im Waschraum gefunden. Und: Würden diese Flüchtlinge in die Türkei umgesiedelt, so laufen sie Gefahr, vollends abgeschoben zu werden. Im gutmenschlichen Germoney sieht das freilich ganz anders aus: Dort forderten 250 Bundestagsabgeordnete jeglicher Fraktion mit Ausnahme der AfD in einem Weihnachtsappell, die Aufnahme von Asylanten zu beschleunigen. Trotz Corona-Lockdown, Vereinsamung, wirtschaftlichem Crashkurs und der nicht wirklichen Aussicht auf baldige Verbesserung hatten sich wohl 200 Kommunen bereit erklärt, die neuen Refugees aufzunehmen. Der Familiennachzug ist wie immer nicht einkalkuliert, bekannte Risiken und Nebenwirkungen ebenfalls nicht. Ein Schelm, wer dem Wortlaut von Kara Tepe an „Quarantäne“ denkt…
Vito Prange
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