Kinderärzte in Essen schlagen Alarm. Der Lockdown hat gravierende Folgen für die Jüngsten mit fatalen Auswirkungen auf deren Gesundheitszustand.
Auf die schweren Folgen für die geistige und Körperlichen Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen durch die Coronamaßnahmen, weisen Essener Kinderärzte Politik und OB in einem Brandbrief hin.
„Kinder und Jugendliche leiden“, heißt es in dem von fünf Kinderärzten unterzeichneten Schreiben. Ihre Erfahrungen stünden stellvertretend für die von mehr als 44 Kinder- und Jugendmedizinern in der ganzen Stadt.
Kinder werden mit rauen und sogar blutigen Händen vorstellig. Eine Folge des exzessiven Waschens. Mediziner sprechen bereits bei einigen Kindern von Waschzwang, aus Angst sich mit Corona zu infizieren.
Die Ärzte haben es mittlerweile mit mannigfaltigen Krankheitsbildern zu tun.
„In unserem täglichen Umgang mit Kindern und Jugendlichen sehen wir mit großer Sorge, insbesondere seit dem zweiten Lockdown, eine massive Verschlechterung der psychischen und körperlichen Gesundheit unserer Patienten“, heißt es in dem Brief, mit dem die Mediziner Kindern und Jugendliche eine Stimme geben wollen.
Ludwig Kleine-Seuken, Obmann der Essener Kinderärzte sieht Kinder und Jugendliche nicht ausreichend im Fokus. Kinderärzte behandeln zunehmend diffuse psychosomatische Beschwerden. Sie leiden unter Ängsten. Angst andere, besonders die geliebten Großeltern anzustecken. Angst, dass sie nie wieder eine Coronafreie Zeit erleben werden. Angst in der Schule zu versagen. Die Ängste der Jüngsten sich vielfältig.
Auch komme es vor, dass Kinder mit schwerwiegenden Diagnosen wie Diabetes oder bakteriellen Infektionen viel zu spät vorgestellt werden – aus Sorge der Eltern in die Praxis zu kommen.
Kinder und Jugendliche können weder ihren Hobbys nachgehen noch Sport treiben. Soziale Kontakte zu anderen Gleichaltrigen fehlen oft völlig. Nach Ansicht der Mediziner bewegen sich vor allem Jugendlichen im „luftleeren Raum“, was gravierende Folgen nach sich zieht.
So sei die Zahl derer, die durch exzessiven Konsum von Computerspielen Schäden erleiden, in die Höhe geschnellt. „Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang: Je mehr Medienkonsum, desto unkonzentrierter wird man“.
Zunehmend erscheinen Kinder mit Auffälligkeiten in den Praxen.
„Wir sehen Jugendliche, die sich uns mit nahezu abgestorbenen Händen, die schmerzen, geschwollen und blaurot angelaufen sind vorstellen.“ Folgen des exzessiven Spielens am Computer.
Eine generelle Gewichtszunahme sei unübersehbar, so die Mediziner weiter. Das ist die Folge von fehlenden körperlichen Aktivitäten. Eltern wird geraten mindestens spazieren zu gehen. Damit Kinder der Enge der Wohnung zumindest zeitweise entfliehen können.
Gravierender noch seien Störungen der Fein- und Grobmotorik. „Neben psychischen und physischen Auffälligkeiten beobachten wir auch sprachliche Entwicklungsstörungen“, heißt es.
Nicht immer sind Eltern in der Lage ihren Nachwuchs angemessen zu unterstützen.
Die Unterzeichner des Briefes sind sich einig: „Für die Fortsetzung des Lockdowns bezahlen wir mit einem hohen Preis.“
Quelle: WAZ