Ein umstrittener Einsatz der Polizei bei einem bekannten Wirt im Essener Süden sorgt derzeit für Gesprächsstoff. Es wird heftig darüber diskutiert, ob die „Currywurst-Razzia“ überzogen war.
Die Szenen, die sich beim Provinzentenwirt „Purzel“ ,wie Detlef Przybyla liebevoll genannt wird abspielten, erregen die Gemüter. Der Gastronom betreibt sein Lokal unweit des Heisiwaldes im Essener Süden. Dort verkaufte er mit seinen Mitarbeitern am vergangenen Sonntag an einem Stand Currywurst zum Mitnehmen
Bis die Beamten die Idylle störten. 4 Mannschaftswagen der Polizei rasten heran und stürmten das Lokal. Der Wirt selbst sprich von einem Verhalten „wie bei einem Überfall“.
Beamte seien ins Lokal bis in die Küche gestürmt – „so schnell war noch keiner meiner Kellner“ -, das Grundstück wurde umstellt, die Anwesenden „mussten sich im Kreis aufstellen, um sich belehren zu lassen“.
Der Einsatzleiter behauptete, die Gäste hätten, innerhalb der 50-Meter Sperrzone, Speisen und Getränke zu sich genommen. Detlef Przybyla widerspricht der Darstellung der Polizei.
Niemand habe zum Zeitpunkt des Eintreffens der Polizei Speisen verzehrt. „Vielleicht hatten zwei Kaffeebecher in der Hand.“ Das will Przybyla nicht ausschließen.
Zeugen stützen die Darstellung des Wirtes. Zahlreiche Beobachter der Kontrollaktion äußerten sich in den sozialen Netzwerken über das, aus ihrer Sicht unverhältnismäßige, Vorgehen der Polizei.
Darunter auch der Rennfahrer Altfrid Heger, der als Spaziergänger mit Hund Augenzeuge des „unverhältnismäßigen Angriffs der NRW-Polizei auf unsere Prominentenwirtschaft“ wurde, wie der Essener auf Facebook schreibt.
Dem Wirt wurde 5000 Euro Strafe angekündigt. Allen Anwesenden wurden 250 Euro Strafe angedroht. Und das, obwohl stets lautstark bei der Speiseausgabe mitgeteilt wurde, dass im Umkreis von 50 Metern der Verzehr von Speisen und Getränken untersagt sei.
„Zahlen sollen aber auch Fußgänger, die aus dem Wald kamen, die hatten noch gar nichts bestellt“, wundert sich der Wirt.
Die Razzia der Polizei lockte viele Schaulustige Spaziergänger an. Menschen die nicht zu den Gästen des Lokals gehörten, wie „Purzel“ erklärte;
Und dadurch, dass sich seine Wurst-to-go-Gäste unter polizeilicher Regie im Kreis aufstellen mussten, hätten sie enger beieinander gestanden als vor dem Einsatz – darunter auch einige ältere Damen jenseits der 80. Der Einsatzleiter habe das damit begründet, dass er keine Lust habe, mehrfach erzählen zu müssen, gegen welche Vorschriften im Einzelnen verstoßen worden sei.
Polizeisprecher Christoph Wickhorst verkündete es seien 23 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Eine Anzeige wegen Beleidigung wurde ebenfalls geschrieben. Die Polizei sieht keine Unverhältnismäßigkeit.
„Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen, dass sich auf dem Gelände viele Personen aufhalten sollten. Und dann schicken wir grundsätzlich auch viele Kräfte“ – wie eben die Einsatzhundertschaft, die an diesem Wochenende auch zwecks Coronakontrollen in Essen ihren Dienst versah.
Bisher ist nicht bekannt, wie die Stadt Essen mit den Bußgeldbescheiden umgehen wird.
Bislang hat noch niemand im Ordnungsamt einen Blick darauf werfen können, sagte Stadtsprecherin Jasmin Trilling
Quelle: WAZ